BPA – Was ist das?
Bisphenol A, kurz BPA, ist immer wieder als möglicherweise gesundheitsschädigend in der Diskussion, gerade im Zusammenhang mit Trinkflaschen. Oft wird dabei auch fälschlich der Begriff „Weichmacher“ benutzt. Was also ist BPA eigentlich wirklich und worum streiten sich die Wissenschaftler, wenn es um dieses Thema im täglichen Leben geht? Müssen Sie ganz persönlich reagieren?
Bisphenol A ist eine synthetische Substanz, deren Östrogene Wirkung bereits um 1936 von britischen Biochemikern nachgewiesen werden konnte. Man war damals auf der Suche nach einem Stoff für H
Hormonbehandlungen, der wie das weibliche Sexualhormon Östrogen wirkt. Seinen eigentlichen Massenabsatz erlebt BPA aber als Industriechemikalie, mit der Polykarbonate erzeugt werden: Sehr stabile Kunststoffe, die eben auch für Trinkflaschen geeignet sind.
In der Wissenschaft schwelt seit geraumer Zeit ein Streit darüber, inwiefern dieses Verpackungsmaterial auch BPA freisetzt und die Substanz damit in den menschlichen Körper gelangen kann. Die Europäische Union hat sich bisher zu keiner weitreichenden Grundsatzentscheidung durchringen können, unterbindet aber BPA-halitge Trinkflaschen für Säuglinge. Auch Kanada verbietet BPA-haltige Trinkflaschen für Babys, weiter Staaten wie Norwegen versuchen, den Einsatz von dieses Stoffes insbesondere bei Verpackungen, die in Baby- und Kindermünder gelangen können, zu unterbinden. Die Schweiz hingegen sieht in BPA kein Problem.
Das deutsche Umweltbundesamt gelangte bereits 2010 zu dem Schluss, dass eine Überprüfung der bisherigen Regelungen in Bezug auf BPA empfehlenswert sei. Auch hier wollte man insbesondere Säuglinge und Kinder vor möglichen Gefahren schützen. Das Umweltbundesamt befand, dass trotz teils widersprüchlicher Studien die Gefahr bestehe, dass Bisphenol A etwa aus Trinkflaschen oder Yoghurtbechern in zu hohen Mengen aufgenommen werden könne.
BPA-Kritiker führen typischerweise an, dass die Substanz sich bei Temperaturen über 50 Grad aus dem Kunststoff lösen kann und anschließend etwa durch Flüssigkeit oder Spiel mit Gegenständen in den menschlichen Körper gelangt. Entfalten sich dann hormonelle Wirkungen, könne dies Entwicklungsstörungen, Allergien und Konzentrationsprobleme hervorrufen, so die Bisphenol A-Kritiker. Manche befürchten auch erhöhte Krebsgefahr und vermehrte Unfruchtbarkeit. Schon starke Sommersonne oder das beim Auswaschen von Trinkflaschen im Geschirrspüler werden solche Temperaturen erreicht.
Die BPA-Befürworter, darunter große Hersteller, sehen die Sachlage naturgemäß anders und argumentieren, dass bei sachgemäßer Verwendung von Bisphenol A weder für Mensch noch Umwelt Gefahr ausgehe. Da jährlich viele Millionen Tonnen Bisphenol A weltweit produziert und weiterverwendet werden, dreht sich die Diskussion auch um einen Millionengeschäft.
Wer nun wirklich Recht hat, bleibt bislang aber selbst in den entwickelten Industrieländern heftig umstritten. Beide Lager halten in Sachen Bisphenol A Studien bereit, welche die jeweilige Position beweisen wollen. Während einige Staaten zumindest im Bereich Trinkflaschen für Babies und Minderjährige Schutzmassnahmen ergriffen haben, sehen andere Länder keinen Handlungsbedarf. In Deutschland gilt seit Sommer 2011 ein Verkaufsverbot lediglich für BPA-haltige Babyflaschen.
Für den Verbraucher ergibt sich daraus, bei Skepsis auf BPA-freie Verpackungsprodukte auszuweichen, die in ausreichender Menge und üblicherweise auch ohne erheblichen Mehrpreis im Handel erhältlich sind, besonders in Bezug auf Trinkflaschen. Das Internet bietet solide Informationen dazu, welche Hersteller auf Bisphenol A verzichten. Gleichzeitig deutet die bisherige Gesetzgebung darauf hin, dass zumindest erwachsene in Sachen BPA keinen Anlass haben müssen, in Panik zu verfallen.